Tuesday, September 9th, 2025
Der September 2025 bringt in Frankreich nicht nur das Ende der Sommerferien mit sich, sondern auch gleich mehrere Streiktage, die den europäischen Flugverkehr erheblich beeinträchtigen können. Auch für Fluggäste, die über den Flughafen Alicante reisen, sind Auswirkungen möglich, selbst dann, wenn Frankreich gar nicht das Ziel ist. Der Grund: Ein Großteil der europäischen Flugrouten führt zwangsläufig durch den französischen Luftraum.
Der erste Arbeitsausstand ist für den 10. September angekündigt und betrifft mehrere französische Flughäfen. Noch einschneidender dürfte der zweite Streik am 18. und 19. September werden, diesmal getragen von den französischen Fluglotsen, deren Gewerkschaft SNCTA besonders einflussreich ist. Beide Aktionen bergen das Risiko von Flugausfällen, Verspätungen und Umleitungen quer durch Europa.
Am Mittwoch, den 10. September, legen Beschäftigte an mehreren Flughäfen die Arbeit nieder – darunter Marseille-Provence, Nizza, Bastia, Ajaccio und Calvi. Die französische Luftfahrtbehörde DGAC hat die Airlines bereits angewiesen, ihre Flugpläne in Nizza und auf Korsika um bis zu 50 % zu kürzen. Auch in Marseille wird mit Verzögerungen gerechnet.
Die Auswirkungen beschränken sich jedoch nicht auf Südfrankreich. Auch die großen Pariser Flughäfen Charles de Gaulle und Orly müssen mit erheblichen Einschränkungen rechnen. Dort könnten Schätzungen zufolge rund ein Viertel aller Flüge gestrichen werden. Bei ähnlichen Streiks im Juli wurden allein in Paris fast 1.000 Flüge abgesagt, wodurch rund 125.000 Reisende betroffen waren.
Für Fluggäste ab Alicante bedeutet dies: Auch wenn Ihr Flug nicht nach Frankreich geht, können sich indirekte Folgen ergeben. Verbindungen nach Großbritannien, Deutschland oder Italien, die über Frankreich verlaufen, könnten verspätet starten, umgeleitet oder im schlimmsten Fall gestrichen werden.
Hinter dem Streik am 10. September stehen Gewerkschaften wie SUD Aérien und CGT Air France. Sie protestieren gegen die Sparpolitik der Regierung unter Premierminister François Bayrou. Zu den umstrittenen Maßnahmen zählen die Abschaffung von Feiertagen, eingefrorene Renten und Einschnitte im öffentlichen Dienst. Dies sind Punkte, die aus Sicht der Gewerkschaften die Rechte und Einkommen der Beschäftigten gefährden.
Deutlich gravierender ist der für 18. und 19. September geplante Ausstand. Aufgerufen hat die SNCTA, die stärkste Gewerkschaft der französischen Fluglotsen, die rund 60 % der Beschäftigten vertritt.
Die Lotsen fordern Gehaltserhöhungen im Einklang mit der Inflation und werfen den Behörden einen „Zusammenbruch des sozialen Dialogs“ vor. Unterstützt wird der Streik von weiteren Gewerkschaften, darunter Force Ouvrière Air France und CFDT Air France.
Ein Streik der Fluglotsen hat weitreichende Folgen: Sobald weniger Maschinen den französischen Luftraum nutzen dürfen, kommt es europaweit zu Verzögerungen. Für Passagiere in Alicante bedeutet das mögliche Verspätungen, Flugstreichungen und längere Reisezeiten.
Frankreichs Verkehrsminister Philippe Tabarot weist die Forderungen der Gewerkschaften zurück und bezeichnete den Zeitpunkt der Aktion als „unpassend“. Er erinnerte daran, dass bereits die Streiks im Juli mehr als eine halbe Million Passagiere betroffen und den Airlines Millionenverluste eingebracht hätten. Die SNCTA betont jedoch, sie sei jederzeit zu ernsthaften Verhandlungen bereit.
Die französischen Luftfahrtgewerkschaften beklagen eine Mischung aus Sparpolitik, steigender Inflation und mangelhafter Organisation, die die Arbeitsbedingungen zunehmend untragbar mache. Fluglotsen, die laut einem Bericht des Senats im Schnitt rund 96.000 Euro brutto im Jahr verdienen, sehen ihre Kaufkraft geschwächt. Gleichzeitig warnen Bodenpersonal und Fluggesellschaften vor chronischem Personalmangel, Arbeitsüberlastung und veralteten Systemen.
Die Regierung steht ihrerseits unter Druck, Kosten zu senken und den Sektor zu modernisieren. Dieser Zielkonflikt hat bereits mehrfach zu Streiks geführt – die September-Aktionen sind also nur das jüngste Kapitel in einem länger schwelenden Konflikt.